Leomars Tagebuch: 5. Phex 1010 BF

Aus Die Sieben Gezeichneten
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Heute lernte ich die edle Dame Leudara vom Berg kennen. Ich traf sie in den Ställen, in welchen ich meyn Ross Rondratreu unterzubringen gedachte, auf dass sie wohl verpflegt sey. Wie sich herausstellte, ist sie Knappin des edlen Schwertmeisters Raidri Conchobair, der gewiss hoch in Rondras Gnade steht. Da ihr ehrenwerter Schwertvater beschlossen hatte, dieses Jahr nicht an der Turney theyl zu haben, war Leudara gerne bereyt mir für die Wettkämpfe als Knappin zur Seyte zu stehen.

Bevor ich jedoch wie geplant am Wettstreite mit den Bihandschwertern theyl nahm, machte ich wie geplant dem Rondraschreyn auf dem Gelände der Turney meyne Aufwartung und spendete den fünften Theyl meynes getrig erworbenen Siegesgeldes.

Unter den vielen anwesenden Händlern fanden sich auch eyn Rüstungsschmied, von dem ich ein paar Stahlarmschienen erwarb und eyn Kürschner, der Lederbeynschienen feyl bot.

So gerüstet und mit Leudara an meyner Seyte schlug ich mich beym Wettstreyt mit dem Bihandschwerte nicht schlecht, errang aber keynen der höheren Plätze. Nach Siegen gegen Gelda von Ehrensteyn und Brandor Steinspalter traf ich auf einen Krieger, der Eisenfaust Harrik genannt wird, bey welchem es sich um eynen kräftigen und hoch gewachsenen Mann handelte. Dieser kampfgestandene Krieger bemaß zunächst meyn können, während er selbst sich mit den Schlägen zurückhielt. Eyngedenk seynes augenscheynlich kräftigen Schlages hielt ich mich zunächst ebenfalls zurück und versuchte ihn durch Finten zu eynem Fehler zu verleyten, was mir allerdings vergönnt blieb. Als dieser wiederum mit eynem kräftigen Schlage zum Gegenangriff überging, führte ich meyne Parade so unglücklich, dass ich aus dem Gleychgewicht geriet, fiel und zudem eynen kräftigen Schlag auf meyne linke Schulter hinnehmen musste.

Noch bin ich mir nicht recht sicher, was ich aus diesem meynem letzten Kampfe machen soll. Hätte ich demütiger seyn sollen in Angesicht seyner offenkundig großen Erfahrung auf dem Feld der Ehre und meyne Kräfte sparen sollen, um mit eynem Wohlgezielten Schlage seyne Verteydigung zu durchbrechen? Oder hätte ich in diesem Kampfe darauf vertrauen sollen, dass Rondra mit den tapferen ist und meynen Wiedersacher von Anfang an mit Schlägen eynzudecken, damit der Kampf schnell nach Rondras ermessen beendet sey und die Erfahrung seyner Jahre vielleycht weniger schwer ins Gewicht falle?

Wie dem auch sey, Rondra war ihm an diesem Tage offensichtlich mehr gewogen und ich werde meyn bestes thun, aus dieser Begnung zu lernen. Auch wenn Harrik gewiss keyn Ritter war, kämpfte er doch nach allen Regeln des rondragefälligen Kampfes und auch wenn ich mir deutlich bewusst des Umstandes bin, dass meyn Streben darauf gerichtet seyn muss, mit dem Schwerte so geübt zu seyn, dass mich weder Krieger noch Söldner darin zu übertreffen vermögen, beglückwünsche ich ihn doch von ganzem Herzen zu seynem Siege und hoffe ihm bey eyner anderen Turney erneut gegenüber stehen zu können.

Ich hätte zuvor nie gedacht, wie viele Ehrenleute man auf eyner Turney kennen lernen kann! Heute alleyn focht ich gegen viele und lernte auch eynige aus dem Publikum kennen. Darunter auch eynen Herrn Sharim Ben Yaffir – er möge mir verzeyhen wenn ich seynen Namen hier falsch wiedergebe – der meynes wissens nach aus Aranien stammt. Ich unterhielt mich eynige Zeyt mit ihm, während der Pausen zwischen den Bihandkämpfen. Er hatte am heutigen Tage bereyts den ersten Platze des Tanzwettkampfes erstritten und berichtete mir erstaunliches von seynem Bestreben eynen eygenen Kampfstil für den Kampf mit zweiyeynhändig geführten Säbeln zu entwickeln.

Am Abend bewunderte ich das Spektakulum der Artistenfamilie deigetne. Entgegen ihrer Zusicherung wohnte Leudara dem Schauspiele nicht bey. Die Artisten, mit denen Leudara wohl bekannt zu seyn schien, verzögerten sogar eygens für sie den Beginn ihrer Darbietung. Als sie allerdings weyter fernblieb begannen sie ihrem Fehlen zum Trotze.

Ich mühte mich im Anschluss an die Darbietung Leudara zu finden, konnte aber lediglich erfahren, dass sie zuletzt bey eyner Gruppe Gaukler gesehen wurde, die ich aber nicht mehr antraf. Leudaras Fehlen entgegen ihres gegebenen Wortes beunruhigt mich und ich hoffe es waren lediglich die Pflichten für ihren ehrenwerten Schwertvater, die dazu führten, dass sie der Aufführung fern blieb. Ich muss unbedingt eyne Möglichkeit finden, am morgigen Tage Erkundigungen über ihr Wohlergehen eynzuziehen, ohne den Ablauf der Turney durch eyne kurzfristige Absage meyner Wettkämpfe zu behindern.


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