Leomars Tagebuch: 6. Phex 1010 BF

Aus Die Sieben Gezeichneten
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Am heytigen morgen war Leudara auch weyter nicht aufzufinden. Da sowohl der Tjost als auch das Gestampfe am heutigen Tage stattfanden hatte ich zudem nicht viel Zeyt nach ihr zu suchen. Rondra sey Dank, dass der ehrenwerte Sharim Ben Yaffir am heutigen Tage zu mir trat, um sich mit mir zu unterreden. In meyner Sorge um Leudara vom Berg bat ich ihn, sich nach ihrem Wohl zu erkundingen und ich tat gut daran.
Es stellte sich nämlich heraus, dass sie von Vito von Mersingen abduziert wurde, wohin, war niemandem bekannt. Als ich also zum Tjoste aufbrach, ging Sharim Ben Yaffir dem Verbleyb der vom Berg weyter nach.
Nach den ersten Durchgänge in dieser Turney ereygnete sich jedoch ungewöhnliches. Meyne Kontrahenten waren im allgemeyn in merkwürdig schlechter Verfassung, Bedia al Faran, eyne sehr kundige Lanzenreyterin, wiederfuhr es sogar, dass sie mich zwar wohl getroffen hatte, aber wider Erwarten nicht die Kraft hatte mich mit dem Stoß aus dem Sattel zu heben – statt dessen fiel sie zu Boden.
Kurz darauf hatte ich eyne Unterredung mit eynem der Turneymagier, eynem gewissen Perdan von Rosshagen, der mir eröffnete, es selbst habe meyne Kontrahenten verzaubert und dafür gesorgt, dass sich Zita von Streytzig so sehr mit Vito von Mersingen stritt, dass sie beynahe ihre Waffe gegen ihn erhoben hätte - eynen Vorfall, den ich mit Hilfe von Rodrai Conchobair verhindern konnte. Es habe dies alles getan und werde mir auch in der inzwischen herannahenden finalen Runde des Tjosts den Sieg ermöglichen, wenn ich ihm dafür eynen Gefallen thun könne.
Bey allen Zwölfen, der Mann schien zuvor noch nie etwas mit eynem Ritter zu thun gehabt zu haben! Ich war gewiss entsetzt über seyn Thun und nicht bereyt ihm eynen Gefallen dafür zu Leysten, dass er diese Turney gar gründlich korrumpierte. Als ihm dies gewahr wurde, theylte er mir mit, seyn Lakey Vito von Mersingen habe Leudara von Berg in seyne Gewalt gebracht und sollte ich nicht bereyt seyn mit ihnen zu coercieren, bekäme dies der Dame nicht gut.
Bey Rondra, in welch unglücklicher Situation ich mich da befand! Ich hatte die Wahl, diese so rondragefällige Turney durch eynen falschen Sieg und anschließende untaten zu verschandeln, oder eyner jungen Dame der Gefahr auszusetzen. Mit fester Hoffnung darauf, dass Ben Yafir Leudara bald finden würde und auf die Waffenkraft der Knappin Conchobairs vertrauend, theylte ich Perdan von Rosshagen gerade mit, dass ich mich seynen Bedingungen nicht beugen würde. Just in diesem Augenblicke stürmten Sharim Ben Yaffir in Begleytung von Leudara vom Berg und eyniger weyterer heran und stürzte sich auf Perdan von Rosshagen.
Sofort griff ich in den Kampf eyn, in der Hoffnung Perdan mit eynem festen Schlag mit dem stumpfen Ende meynes Schwertes unschädlich zu machen, da er sich offenkundig weygerte, sich kampflos in seyn Schicksal zu ergeben. Da ich allerdings in solcherley manövern nicht sehr versiert bin, dauerte es eyne Zeyt bis mir dies gelang, während der Sharim Ben Yafir Perdan durch eyne Reyhe von gewiss schmerzhaften Hieben mit seynen Kunchomern die Konzentration so gut es ging nahm.
Man kann sich leycht vorstellen, dass dieses Ereygnis eyniges an Aufmerksamkeyt evozierte und nachdem sichergestellt war, dass Perdan keyne bleybenden Schäden davon tragen würde, wurden der werte Herr Ben Yafir und ich von dem Hochinquisitor Dexter Nemrod persönlich zu den Ereygnissen befragt.
Nachdem ich über die Vorgänge nach Kräften auskunft geleystet hatte, entließ man mich und bat mich, für die Verhandlung am morgigen Tage zur Verfügung zu stehen. Ich befürchte Sharim Ben Yafir ist es nicht ganz so gut ergangen und er musste wohl diese nacht unter den wachsamen Augen der Inquisition verbringen.
Wie ich hörte, wird am morgingen Tage wohl auch seyne Hlgkeyt der Kaiser Hal höchstselbst anwesend seyn und ich hoffe sehr, am heutigen Tage im Sinne von Rondra und Praios gehandelt zu haben.


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