Luzelins Testament

Aus Die Sieben Gezeichneten
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Dies ist Luzelin Silberhaars Testament.

[To do]

Inhalt

»Ich setze diese Zeilen am Abend des 20. Boron. Vor etwa drei Stunden wurde ich Opfer eines unsäglichen Blutsaugers, der in Gestalt eines Wanderers vorgab, mich wegen eines Rates aufzusuchen. Es gelang ihm, mit meinem Blut auch einen Großteil meiner Lebensessenz zu rauben, und so bin ich nun selbst zu jenem Schrecken geworden, dessen Namen die Bewohner Weidens nur ungern in den Mund nehmen... Und dies kurz bevor ich den Ursprung des Übels ausmachen konnte.

Ich bin mir sicher, dass der Vampir unter einem Zwang stand – Allerdings verschließt es sich meiner Kenntnis, wer ihn zu mir geschickt hat. Doch meine Ahnung und die Bilder, welche die Runen warfen, zeigen eindeutig, dass es ein Vorbote jener Macht ist, die das Land verschlingen will. Es gibt nach allem, was mir gelehrt wurde und was ich selbst in meinem Leben erfuhr, nur drei Kreaturen hier im Norden, die einen solchen Raub des Lebens und des Todes gleichermaßen vollbringen könnten: der wandelbare Henker von Greifenfurt; Bronn, das Orakel vom Purpurberg, und Walmir von Riebeshoff, der Herr der Acheburg. Jedoch weiß ich von keinem der dreie, welchen Grund ich ihnen gegeben haben könnte, mich auf diese Weise von Satuaria und meinen Schwestern zu trennen. Doch was ich auf der Acheburg an Spuren vorfand, lässt mich gewiss sein, dass hier eine Macht im Spiel ist, deren Ausmaß selbst die jenes skrupellosen, erfahrenen und klugen Erzvampirs bei Weitem übersteigt. Eine Macht, die fähig wäre, selbst ihn sich zu Willen zu machen. Ein Gedanke, der mich erschauern lässt. Dort habe ich deutlich erkannt, wessen Präsenz es ist, die wir hier fürchten müssen, und welche Allianz der Vielfach Verfluchte hier einzugehen droht und was mit Von Riebeshoff geschah. Der Schlüssel zu dieser Erkenntnis lag dort letztendlich so nahe, doch kommt sie spät.

Ich hoffe, diese Zeilen werden letztendlich von denjenigen gefunden, auf die ich so verzweifelt warte, und dass die Zeit gereicht hat, dass sie hierher gefunden haben, ohne dass ihre Jägerin sie ausfindig macht. Meine Schwester und Feindin, die sich Tochter Arataz' nennt, ist leider zuweilen so scharfsinnig wie eitel, und ebenso entschlossen, wie sie rachsüchtig ist. Nicht nur, dass sie sich in die Arme der Herrin vielfarbiger Formen geworfen hat, um ihre Schönheit zu bewahren und ihren Verwandlungen und Schöpfungen überderische Macht einzuflößen. Leider haben ihre Anrufungen und Gestaltgebungen im eigenen Sinne sie wohl nicht gänzlich abgelenkt. Sie hat auch, so fürchte ich, von einigen unserer Mitschwestern Dinge erfahren, die sie zu Schlussfolgerungen geführt haben... Schlussfolgerungen, die gefährlich nahe an der Wahrheit liegen mögen. Auch sie kennt die Weissagungen. Sicherlich hat sie erkannt, welche Bedeutung der Bote und der Ahnende für die kommende Zeit haben mögen, und ihre erbarmungslose Jägerin entsandt, um sie zur Strecke zu bringen. Sie und ihre Gefährten schweben derzeit in großer Gefahr, und es ist wohl eine Frage ihrer Durchhalterkraft, ob sie mich hier erreichen – oder ob alles vergebens war.

Wenn sie mich rechtzeitig finden, so wird dennoch kaum noch Zeit bleiben. Gwynna habe ich bereits kurz nach den Ereignissen in Dragenfeld zum Herzog gesandt, doch als einfacher Mensch und gradliniger Mann, der er ist, konnte er die Zeichen nicht deuten. Diejenigen, auf die ich hoffe, müssen den Ursprung dieses Fluchs finden, der auf dem Land liegt. Und ich befürchte, es muss bis zum nächsten Neumondtreffen geschehen. Der Ort des Übels kann nicht weit entfernt liegen, es muss ein Ort großer Macht sein, doch wo genau er liegt, entzieht sich meinem schwindenden Blick... Sicher ist nur, dass dort die Spuren des geraubten Lebens zusammenfließen.

Meine große Hoffnung ist, dass es gelingt, das Zeichen weiterzugeben. Es muss sich ein würdiger Träger unter ihnen finden, und meine Ahnung flüstert bereits seinen Namen, doch sichergehen kann ich erst, wenn das Zeichen ihn erwählt. Das Hexenbild wird ihnen helfen, die gestörte Harmonie wiederherzustellen, und vielleicht wird es auch ihm helfen, sein eigenes Gleichgewicht zu stärken. Ich kann nur hoffen, dass er sich schnell damit vertraut macht, denn Zwiste und Konflikte könnten von nun an unser Ende bedeuten. Wenn alles gut geht, dann werden seine Fähigkeiten mit der Zeit weit über die des legendären Terandael Malvenblatt oder der denkwürdigen Elêria Windlauscherin hinausgehen, deren Erbe er nun trägt.

Das Bildnis wiederaufstehen zu lassen war wohl die Leistung, für die man mich im Gedächtnis behalten wird, und sie mag das Zünglein an der Waage sein, welches dereinst über das Schicksal vieler entscheidet. Dennoch hielt es mich davon ab, den Spuren vor meiner Türe nachzugehen, also den Machenschaften der verderbten Barone von Menzheim ein Ende zu setzen. Längst hätte ich den Baron zur Rede stellen müssen, doch mir blieb keine Zeit. Und so konnte ich schlussendlich zwar einige gute Menschen vor den Blutsaugern bewahren und es gelang mir, die Berichte zu einem Gesamtbild zu fügen und zu erkennen, dass die Plage wohl einige Meilen östlich des Blautanns ihr Zentrum hat – doch dem Baron Jarl Staubhold und seiner unseligen Tochter das Geheimnis zu entreißen, wo sie in den Neumondnächten ihre Pläne vorantreiben, gelang mir nicht, und vielleicht wird dies zum Verhängnis. Ob meine Entscheidung weise war, wird sich herausstellen müssen.

Meine letzte und einzige Bitte ist, dass – egal wer mich findet, ob Hexe oder Wanderer – ich bestattet werde und mein Leib ein friedliches Ende findet. Und nach dem Brauch der Schwestern Satuarias ist dies eine Brandbestattung mitsamt meinem Vertrauten Pallikratz.

Meinen Besitz vermache ich den Hexen vom Blautann, meine Grotte soll an die nächste Oberhexe übergehen.


Satuaria mit Gwynna, mit meiner Tochter Morena und mit dem Blautann,
Satuaria mit Dere.

Luzelin Silberhaar vom Blauen Tann.«

Luzelin Silberhaar